Freitag, 27. Juli 2012

Offener Brief an den Bürgermeister

Leserbrief von Frau Gudrun Hinz-Warnke. Leserbriefe geben nicht automatisch die Meinung aller BI Mitglieder wieder.


Offener Brief an den Bürgermeister von Wedel, Niels Schmidt
von Gudrun Hinz-Warnke

Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

Nun ist es heraus; aus dem Gerücht wurde eine Gewissheit: Wedel soll unter Ihrer Führung ein Gas-Turbinen-Kraftwerk erhalten. Das klingt gut im Jahr 1 der Energiewende. Man soll Sie im Rathaus schon jubeln gehört haben. Der Konzern „Vattenfall“ wird das Kraftwerk bauen. Aus diesem Haus hört man nur Schmeichelhaftes über Sie. Die Verhandlungen seien „sorgfältig, konstruktiv und sportlich“ abgelaufen. Am 13.Juli dieses Jahres ist die Entscheidung zum Bauen bereits unter Ausschluss der Öffentlichkeit gefallen - Mappus lässt grüßen.

Dieses klammheimliche Handeln macht den Anwohnern Angst.

Das, was da an den Elbwanderweg gestellt werden soll, ist kein Kraftwerk im üblichen Sinne. Es sind 1000 Megawatt im Gespräch. Damit toppt es ziemlich alles.Eine solche Leistung erreichen etwa 50 durchschnittliche Flugzeugturbinen, die in Volllast heulen. Rund um die Uhr.

Für den Abstand zu Wohngebieten, bei derartig geballter Technik, seien 1500 m ein vertretbares Maß - aus Lärm und Sicherheitsgründen - befanden Techniker und Gesetzgeber. Doch schon ca. 300 m entfernt liegt eine Grundschule, ein Steinwurf entfernt ein Kinderhort, und die ersten Wohnhäuser.
Dem Vertragspartner Hamburg kann das ja egal sein.

In der Vergangenheit wurden anderenorts ebenfalls Gasturbinen-Kraftwerke gebaut. Zum Beispiel in Kiel. Mit einer gewissen Schlitzohrigkeit unterbreiten Betreiber regelmäßig Pläne für Objekte mit überdimensionierter Leistung. Das bringt hohe Profite. Doch die Bürger waren wachsam. Schon bei 200 Megawatt sagten sie „nein“. Folglich wurden mehrere überschaubare Kraftwerke, in der Größenordnung von 10 Megawatt gebaut, an verschiedenen Orten - dezentral - den Bürgern und der Umwelt zu Liebe. Und das, ohne größere Schwierigkeiten.

Warum haben Sie hier nicht sachkundig entschieden und sind dem technologischen Gigantismus auf den Leim gegangen?

Ich vermute, dass Ihnen messerscharf bewusst war, dass Sie sich hier gegen das Wohl der Bürger und für die Interessen des Energiekonzerns - aus welchen Gründen auch immer - entschlossen haben.

Erst jetzt wird deutlich, worum es geht:
Das Ungeheuerliche ist, dass die Bürger erst gar nicht die Chance haben sollen, Einwendungen zu machen; denn erst Anfang Oktober wolle die Stadt Wedel die Bürger informieren - die Frist für Einwendungen läuft aber schon Ende September endgültig ab.

Ich bin verblüfft. Das ist kein Betrug im herkömmlichen Sinn. Sondern mit einem kleinen Trick werden Schachfiguren vom Spielfeld gestoßen, wenn die Stellung ungünstig ist. Genau so sperren Diktaturen die Öffentlichkeit aus.

Sie haben einen Amtseid geleistet. Sie haben ein Amt in einem demokratischen Staat. Ihre Aufgabe ist es, eine Kommune zu leiten. Sie sind „Meister“ Ihrer Bürger und sollen deren Interessen wahren.
Sie sind nicht Interessenvertreter von Vattenfall und auch nicht der König von Wedel, der sich im Wirtschaftsabsolutismus über den Tisch ziehen und die Untertanen die Suppe auslöffeln lässt.

In Sorge um unser Gemeinwesen grüßt Sie
Gudrun Hinz-Warnke
eine Anwohnerin aus Rissen

4 Kommentare:

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  4. Immer schön sachlich bleiben.
    Ich nehme hier mal die Information Von Herrn Peter Pan auf, dass das bestehende Kohlekraft in seiner ersten Version mit 4 Blöcken eine elektrische Leistung von über 600 MW hatte.
    Seit dem Rückbau Ende der achtziger Jahren erzeugen zwei Blöcke nur noch eine elektrische Leistung von unter 300 MW.

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